Die Arbeitsbelastung in den Jobcentern ist extrem hoch
Auf einer gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD – Ortsvereines Wilhelmshaven West begrüßte der Ortsvereinsvorsitzende und Ratsherr Detlef Schön als Referenten Thomas Hein, Geschäftsführer des Jobcenters Wilhelmshaven. Er sprach zu dem Thema „Die Situation im Wilhelmshavener Jobcenter und die Einführung des Bürgergeldes“.
Geschäftsführer Thomas Hein
Das Jobcenter Wilhelmshaven, so Hein, betreue mit seinen rund 170 Mitarbeiter*innen in Wilhelmshaven vom SGB II (Sozialgesetzbuch II) betroffene Menschen im Leistungs- und Vermittlungsbereich. Eine Hauptaufgabe ist dabei die Vermittlung der vom SGB II – Bezug betroffenen Menschen in den regulären Arbeitsmarkt. Dabei bringe man mit neuen, innovativen Formen die Kund*innen des Jobcenters mit den Arbeitgebern und Firmen zusammen: auf Veranstaltungen mit einzelnen Arbeitgebern, über Job- und Stellenbörsen (etwa im Fußballstadion Friedenstraße oder in der alten Bushalle Luisenstraße) oder aber über Job-Speed-Datings, wo Arbeitnehmer und Arbeitgeber schnell zusammenfinden. Diese Formate, welche alle ausnahmslos auf Freiwilligkeit basierten, seien, so Geschäftsführer Hein, außerordentlich erfolgreich. Insbesondere die positive Entwicklung in den Wilhelmshavener Häfen habe zu vermehrten Vermittlungen beigetragen. Derzeit seien etwa 10.200 Menschen in Wilhelmshaven von der Auszahlung des Arbeitslosengeldes II betroffen, 75 Prozent der vom Jobcenter betreuten Menschen im Leistungs- und Vermittlungsbereich hätten keinen Berufsabschluss, so Hein. Die mit der Einführung des Bürgergeldes geplante Erhöhung des Regelsatzes sei sinnvoll. Sanktionen sollten mit Fingerspitzengefühl eingesetzt werden und mehr Angebote seitens des Jobcenters seien gefordert. Aktuelle Debatten um das Schonvermögen seien Scheindebatten, da die meisten Arbeitslosengeld II – Bezieher kein angehäuftes Vermögen hätten.
Sowohl während und nach der Flüchtlingswelle 2015 als auch bei der derzeitigen Aufnahme und Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine sei das Jobcenter Wilhelmshaven voll eingespannt. Bis jetzt habe man 800 Ukrainer*innen aufgenommen und geplant sei, weitere 900 Ukrainer*innen in Wilhelmshaven aufzunehmen. Die Vermittlung der Ukrainer*innen in den Arbeitsmarkt sei gut, gleichwohl verändere sich die Arbeitslosenquote aufgrund der hohen Zuläufe von arbeitsfähigen Ukrainer*innen in den Arbeitsmarkt so gut wie gar nicht zum Positiven. Die Deutschkenntnisse vieler Flüchtlinge seien sehr schlecht, so Hein. Das erschwere zusätzlich die nicht einfache Arbeit der Mitarbeiter*innen des Jobcenters. Es dauere einfach zu lange, bis die Flüchtlinge einen Sprachkurs besuchen können. Die Wartezeit betrage bis zu einem Jahr, da es zu wenig Deutschlehrer mit der erforderlichen Lehrbefähigung gebe. Grundsätzlich sei die Arbeitsbelastung in den Jobcentern extrem hoch. Die Personalräte der Jobcenter hätten bundesweit auf diese hohen Arbeitsbelastungen hingewiesen: zusätzliche Bewältigung der gestiegenen Zahl der Anträge während der Coronakrise, zusätzliche Betreuung von Ukrainer*innen, die Grundsicherung beziehen und jetzt die Mehrarbeit, welche mit den hohen Energiepreisen und mit der Einführung des Bürgergeldes entstehe. Es werde immer schwieriger, auch Fachkräfte für das Jobcenter zu gewinnen.
Den Ausführungen von Geschäftsführer Hein schloss sich eine engagierte Diskussion an. Einig waren sich die Anwesenden, dass man nicht Geringverdiener gegen Bezieher von Arbeitslosengeld II ausspielen darf. Besser sei es, den Mindestlohn angemessen zu erhöhen. SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Ratsherr Detlef Schön: „Wichtig ist zudem, dass unbürokratisch auch Honorarkräfte als Deutschlehrer eingesetzt werden können, um so die Sprachdefizite der Flüchtlinge möglichst schnell beheben zu können. Ebenso unbürokratisch und kreativ muss auch den Jobcentern geholfen werden: durch Einstellung von Seiteneinsteigern, durch vermehrte Qualifizierungsangebote gerade für dieses Personal. Das schafft Zufriedenheit und entlastet die Mitarbeiter*innen des Jobcenters Wilhelmshaven.“
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