Drei Alternativen für Kunsthalle und Küstenmuseum denkbar
Auf einer gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD – Ortsvereines Wilhelmshaven West konnte der Ortsvereinsvorsitzende Karlheinz Föhlinger als Referenten den Kulturbeauftragten der Stadt Wilhelmshaven, Dr. Jens Graul, begrüßen. Er sprach zum Thema „Neuordnung der Museumslandschaft in Wilhelmshaven – ein Werkstattbericht“.
Dr. Graul skizzierte kurz die Wilhelmshavener Museumslandschaft mit insgesamt rund 300.000 Besuchern pro Jahr, bevor er explizit auf die Kunsthalle und das Küstenmuseum einging.
Dr. Jens Graul
Die Kunsthalle als älteste kommunale Kultureinrichtung in Wilhelmshaven seit 1985 auf den ‚Verein der Kunstfreunde‘ übertragen. An Sammlungen gebe es die städtische Kunstsammlung mit rund 900 eher regional geprägten Kunstwerken und die kunstwissenschaftlich noch nicht erschlossene Grafiksammlung der 1980er und 1990er Jahre mit etwa 700 Blättern. Trotz des städtebaulich hochwertigen Standortes der Kunsthalle an der Adalbertstraße läge die Besucherfrequenz zwischen „viel zu niedrig“ und „entspricht Auftrag und Budget“.
Das Küstenmuseum müsse die Herausforderung bewältigen, den Besuchern attraktive historische Themen (Geschichte von Küste und Küstenlandschaft; Siedlungsgeschichte / Archäologie; Stadtgeschichte; Kolonialgeschichte) näher zu bringen. Lediglich 15.000 Besucher/Jahr zeigten aber, dass diese Themenvielfalt nicht in dem erwünschten Umfang angenommen werde.
Die niedrigen Besucherzahlen sowohl in der Kunsthalle als auch im Küstenmuseum zeigten, dass akuter Handlungsbedarf bestünde und den Rat der Stadt Wilhelmshaven am 27. Februar 2013 dazu bewogen habe, den folgenden Beschluss zu fassen: „Überführung des Küstenmuseums und der städtischen Kunstsammlung/Kunsthalle (unter temporärer Schließung) in ein Stadtmuseum mit klarer Beziehung zum Marinemuseum und Wattenmeerhaus unter Beteiligung der betroffenen Institutionen“. Das Ziel sei, mit dem neuen Stadtmuseum mehr Erfolg mit weniger Aufwand zu realisieren und die Möglichkeit zum Einwerben von Drittmitteln zu erhalten. Dabei es gehe nicht, so Dr. Graul, um unreflektiertes ‚Plattmachen‘ von bestehenden Einrichtungen, sondern um eine stärkere touristische Ausrichtung als Voraussetzung für das Bekenntnis zur kommunalen Aufgabe.
Für die Kunsthalle bedeute das eine Entwicklung hin zum Ausstellungs- und Kunstforum mit einer attraktiven Dauerausstellung zeitgenössischer Kunst und Bezügen zur „klassischen Moderne“. Aber auch Wechselausstellungen, Veranstaltungen, eine Malschule oder aber das gelegentliche Zeigen von Stücken der städtischen Kunstsammlung, sowie gastronomische und Verkaufseinrichtungen seien mögliche Aktivitäten. Das Küstenmuseum solle sich als zu entwickelndes Stadtmuseum eindeutig auf historische Themen zu fokussieren (die besondere Gründungsgeschichte der Stadt; die drei Industrialisierungen von 1871, 1946, 1969; die wilhelminische Stadt von 1888 bis 1918; die Integration von Menschen vor und nach 1945) mit entsprechenden Wechselausstellungen. Auch hier sei eine Ausrichtung auf die touristische Zielgruppe notwendig und eine Erhöhung der Attraktivität über Veranstaltungen. Sowohl für das Kunstforum als auch für das Stadtmuseum sei das Flächenangebot entsprechend anzupassen.
Der Ratsbeschluss, so Dr. Graul, sei umsetzbar. Derzeit lägen drei Alternativen vor: zum einen könne man den status quo beibehalten (Kunsthalle und Küstenmuseum behielten ihre Standorte mit veränderten Programmen), zum anderen könnten die Kunsthalle und das Küstenmuseum in der Weserstraße 58 – der ehemaligen Jahnhalle – zusammengeführt werden (im Erdgeschoß das Stadtmuseum, im Obergeschoß das Kunstforum). Man erhielte quasi ein Haus aus einer Hand mit einer gemeinsamen Infrastruktur. Die dritte Alternative wäre der Neubau eines gemeinsamen Museums auf der „grünen Wiese“ oder in einem vorhandenen Gebäude. Welche Alternative zum Zuge komme, habe der Rat der Stadt Wilhelmshaven zu entscheiden.
Den Ausführungen der Referenten schloss sich eine rege Diskussion an. Einig waren sich die anwesenden SPD – Mitglieder, dass eine Neuordnung der Museumslandschaft, insbesondere in Bezug auf die Kunsthalle und das Küstenmuseum, notwendig sei. Da der Mietvertrag der Stadthalle für das heutige Küstenmuseum nur noch bis 2019 laufe, sei es notwendig – so die Ansicht vieler anwesender SPD-Mitglieder – langfristige Perspektiven über diesen Zeitpunkt hinaus für beide Museen zu entwickeln.
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