Ehemalige Werft und heutiges Marinearsenal große Arbeitgeber der Stadt Wilhelmshaven
Auf einer gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD – Ortsvereines Wilhelmshaven West wählten die Mitglieder ihre Delegierten und Ersatzdelegierten zur Kreisdelegiertenkonferenz und Landtagswahlkreisdelegiertenkonferenz zur Landtagswahl 2018. Der Ortsvereinsvorsitzende Karlheinz Föhlinger begrüßte als Referenten den SPD – Ratsherrn Detlef Schön, der zu dem Thema „Von der Königlich – Preußischen Werft in Wilhelmshaven zum Marinearsenal“ sprach.
Als Delegierte sowohl für die Kreisdelegiertenkonferenz als auch für die Landtagswahlkreisdelegiertenkonferenz wurden Edith Hasslöver, Sigrid Janssen, Karin Rebiewski, Brigitte van Voorst, Timo Claassen, Elmar Doskotz, Gert Hasslöver, Andreas Hecht, Daniel Hecht, Helmut Kortendieck, Jürgen Scheumer und Detlef Schön gewählt.
Zwischen und nach den Wahlgängen ging Referent Schön auf die Geschichte der Werft ein. Nach dem Krieg Preußens gegen Dänemark 1848 und der Erkenntnis, dass eine eigene Flotte durchaus nützlich sein könnte, beauftragte der preußische König Friedrich Wilhelm IV Prinz Adalbert mit dem Aufbau einer eigenen Flotte und dem dazugehörigen Hafen nebst Werft. Als Standort, so Schön, wählte Preußen aufgrund strategischer Vorteile ein Gebiet an der Jade. Das entsprechende, 160 ha große, Areal, welches zum Herzogtum Oldenburg gehörte, erwarb Preußen am 20. Juli 1853.
Wilhelmshaven: Feierliche Übernahme des Jadegebiets 1854 durch Preußen
In vier großen Bauabschnitten entstand bis in das Jahr 1945 hinein eine die Stadt Wilhelmshaven prägende Werft: von 1858 bis 1871 entstand auf dem Gelände des heutigen Marinearsenals ein großer Bauhafen mit Docks und Hellingen und einem Hafenkanal zur Nordsee. Dafür schufteten bis zu 2.300 Arbeiter unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen und Krankheiten wie Fieber oder Malaria. In primitiven Barackenlagern lebend wurde an sechs Tagen von 5 Uhr bis 20.00 Uhr geschuftet. Während des zweiten Bauabschnitts von 1873 bis 1888 entstanden der Ausrüstungshafen durch Verbreiterung des Kanalhafens, die spätere 1. Einfahrt, und eine Torpedobootwerft auf dem Gelände südlich des neuen Hafens. Zugleich mündete von Westen her jetzt der Ems-Jade-Kanal in das neue Hafenbecken. 1898 bis 1909, während des dritten Bauabschnitts, entstanden die dritte Hafeneinfahrt mit einer Doppelschleuse und der Nordhafen. Zugleich wurde der Hafen nach Westen südlich des Ems-Jade-Kanals in vier Kilometer Länge durch Eindeichung des Watts erweitert: der große Hafen, der Zwischenhafen und der Westhafen entstanden. 1910 entstand im Westhafen, dem späteren Gelände der Kammgarnspinnerei und der Firma Krupp, die Westwerft zum Bau von U- und Torpedobooten. Der vierte Bauabschnitt von 1933 bis 1945 war von der Herrschaft der Nationalsozialisten geprägt: neben dem Bau der 4. Einfahrt wurde die Westwerft mit einem große 40.000-t-Schwimmdock ausgerüstet.
Aushub des Bauhafens und der Schleusenanlagen
Kriegsmarinewerft 1940
Nach dem Kriegsende im Mai 1945 wurde die Werft zerschlagen: die Westwerft wurde gewerblich genutzt, von Firmen wie Krupp und der Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven. Als Reparationen gingen das große Schwimmdock an Großbritannien und die Werfteinrichtungen an die Sowjetunion. Fast alle Gebäude, Docks und Kaianlegen auf dem Gelände des heutigen Marinearsenals wurden gesprengt.
Nach der Gründung der Bundeswehr und der damit verbundenen Neugründung der Bundesmarine, entschied sich das Bundesverteidigungsministerium 1957 zwei Marinearsenale zu errichten, um schwerpunktmäßig die militärischen Anlagen auf den Kriegsschiffen der Marine instand zu setzen. Eines entstand in Wilhelmshaven auf dem ehemaligen Werftgelände.
Hafenanlagen Wilhelmshaven heute
Stets waren und sind sowohl die ehemalige Werft als auch das heutige Marinearsenal große Arbeitgeber der Stadt Wilhelmshaven. In Spitzenzeiten beschäftigte die Werft rund 20.000 Arbeiter am Ende des 1. Weltkrieges und 13.500 Arbeiter am Ende des zweiten Weltkriegs zuzüglich der Angestellten. Auch das Wilhelmshavener Marinearsenal entwickelte sich zu einem der größten Arbeitgeber Wilhelmshavens.
In der sich anschließenden lebhaften Diskussion wurde noch einmal deutlich: nichts geht ohne die arbeitenden Menschen! Dabei waren die Arbeits- und Lebensbedingungen nicht immer einfach. Gerade beim Bau des Hafens und der Werft waren diese Bedingungen fürchterlich. Aber auch die Neubauten und die Reparaturen der Schiffe und U-Boote wären ohne den selbstlosen Einsatz der vielen Arbeiter und Angestellten nicht möglich gewesen. Das gleiche trifft auf den Wiederaufbau und den Betrieb des Wilhelmshavener Marinearsenals zu. Die Wilhelmshavener SPD stand und steht als Teil der Arbeiterbewegung zu diesen Beschäftigten.
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