Temporäre Stadthalle: kein Grund zur Eile

Der SPD-Ortsverein Wilhelmshaven West ist ein wenig verwundert, dass der Wilhelmshavener Bevölkerung der Vorschlag offeriert wird, auf dem Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven (KSW) eine temporäre Stadthalle direkt am Banter See zu errichten. Die – für den Steuerzahler teure – Einwohnerbefragung aus dem November 2020 hat ein klares Votum ergeben: eine Stadthalle mit einem Standort am Banter See wird von der Mehrheit der Wilhelmshavener*innen abgelehnt. Sie präferieren hingegen einen Standort an der Grenzstraße (heutige, stillgelegte Stadthalle), an der Friedenstraße, im Bereich der ehemaligen Südzentrale (mittlerweile obsolet) oder aber an der Geniusbankstraße. Wieso also jetzt wieder der Versuch, eine temporäre Stadthalle zu realisieren? Wieso wartet man nicht ab und baut gleich eine endgültig bleibende Stadthalle, dem Bürgerwillen entsprechend?

 

Heutige, stillgelegte Stadthalle an der Grenzstraße (Foto © D. Schön)

Befremdlich erscheint dem SPD-Ortsverein Wilhelmshaven West auch die Eile, mit der das Bauvorhaben ‚Temporäre Stadthalle‘ durch die städtischen Gremien getrieben werden soll mit einer Ratsentscheidung schon am 21. September 2022. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Detlef Schön: „Ein so wichtiges Projekt sollte gut überlegt und diskutiert werden. Umfangreiche Diskussions- und Informationsmöglichkeiten werden den Ratsmitgliedern genommen. Wir können so einem Projekt in einer Kommune mit großen finanziellen Schwierigkeiten nicht einfach zustimmen, ohne die finanziellen Belastungen zu kennen. Das sind wir den Bürger*innen schuldig.“ Es bleiben viele offene Fragen: Wer sind die Investoren? Wie sieht das Gesellschaftsgeflecht der Investoren aus? Welche Kosten kommen auf die Stadt Wilhelmshaven zu? Wie wird gewährleistet, dass die temporäre Stadthalle nicht eine dauerhafte Einrichtung bleibt? Wird den Wünschen der Bürger*innen aus der Einwohnerbefragung entsprochen? Wie sieht das konkrete Konzept der Investoren aus? Das sind nur einige der vielen offenen Fragen.

 

Hauptgebäude auf dem KSW-Gelände (Foto © D. Schön)

Gleichwohl: die Absicht, das Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven (KSW) zu beplanen, entspricht den Vorstellungen des SPD-Ortsvereines Wilhelmshaven West. Aus stadtgeschichtlicher Sicht sollte das KSW-Gelände als Teil der ehemaligen Westwerft mit dem dazugehörigen Gebäudeensemble erhalten bleiben. Dieses Industriedenkmal könnte Büros, kleinteiliges Gewerbe oder aber ein Industriemuseum beherbergen und zur touristischen Entwicklung Wilhelmshaven beitragen. Allerdings: die Entwicklung des KSW-Areals ist einzubinden in die Gesamtbeplanung des Banter Sees. Ratsherr Schön: „Seit vielen Jahren fordert der Rat die Fortschreibung des Nutzungskonzeptes Banter See unter Berücksichtigung des Landschaftsrahmenplanes. Es wird Zeit, dass die Zuständigen in der Verwaltung sich dieser Thematik annehmen. Permanente singuläre Lösungen am Banter See bringen uns nicht weiter.“

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