Qualitativ hochwertige Bildungsangebote und individuelle Bildungschancen für möglichst viele
Bildung und Bildungschancen in Wilhelmshaven standen im Mittelpunkt einer vom Wilhelmshavener Ratsherrn Karlheinz Föhlinger geleiteten Versammlung des SPD – Ortsvereines Wilhelmshaven West.
Als verantwortlicher Stadtrat nahm Dr. Jens Graul zu dieser Thematik in seinem Referat ausführlich Stellung. Es habe sich, so der Referent, im Bildungsbereich viel getan. Zwischen 2008 und 2010 seien die Grundschulstandorte aufgrund der demografischen Entwicklung von 19 auf 13 reduziert, die katholischen Grundschulen zusammengefaßt und die Hauptschule Heppens aufgelöst worden. Die Grundschule Rheinstraße habe sich stabilisiert und mache derzeit eine hervorragende Arbeit. Das geplante und aus dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium und dem Gymnasium am Mühlenweg hervorgehende ‚Neue Gymnasium Wilhelmshaven‘ am Campus Mühlenweg werde 2013 fertig gestellt. Das neue Gymnasium werde 1.400 Schülerinnen und Schüler betreuen und eine Drei- bis Vierzügigkeit garantieren. Es werde dann mit einer fortschrittlichen Klassenraumkonzeption (Klassen- und Verfügungsräume gemäß des ‚Herforder Modells‘) zu den modernsten Gymnasien in Niedersachsen gehören.
Aktuell gäbe es, so Dr. Graul, weiteren Handlungsbedarf bei drei bis vier Grundschulstandorten, da diverse Grundschulen weiterhin kontinuierliche Abgänge verzeichneten. Auch bei den Haupt- und Realschulen seien die Schülerzahlen rückläufig. Beeinflusst würden die Schulplanungen der Stadt auch durch das Wahlverhalten der Eltern: rund 50 Prozent der Kinder, welche von den Eltern zur fünften Klasse an den beiden Realschulen angemeldet würden, hätten lediglich eine Empfehlung zur Hauptschule. Es bestünde der Trend zur Abwahl der Hauptschule. Viele Eltern entschieden sich deshalb auch bewusst für die hiesige Integrierte Gesamtschule. Die Schülerzahlen an den Berufsbildenden Schulen in Heppens und an der Friedenstraße gingen leicht zurück und es bestünde der Trend zur Vollzeitausbildung. Da die Qualitätsanforderungen an den Berufsbildenden Schulen ständig stiegen, sei eine regionale Kooperation mit dem Landkreis geboten und wünschenswert.
Ausführlich beschrieb Dr. Graul die zukünftigen Aufgaben der Stadt im Bildungsbereich. Wilhelmshaven benötige starke und zentrale mindestens zweizügige Grundschulstandorte mit ergänzenden Aufgaben, etwa im Bereich der Familienberatung. Auch müssten die Ungleichheiten zwischen den Haupt- und Realschulen ausgeglichen werden, etwa durch eine gemeinsame weiterführende Schulform neben dem Gymnasium. Neben der schon in Angriff genommenen Zusammenlegung der Gymnasium zum ‚Neuen Gymnasium Wilhelmshaven‘ sei eine Zusammenlegung der Berufsbildenden Schulen an der Friedens- / tom-Brok-Straße notwendig. Hier müsse das Bildungsangebot regional mit dem Landkreis Friesland abgestimmt werden. Weiterhin sei es wünschenswert weitere verpflichtende Ganztagsschulen, neben den schon bestehenden in Rüstersiel und der IGS, aufzubauen. Hier müsse, so Dr. Graul, das Land Niedersachsen mehr Lehrerstellen zur Verfügung stellen. PISA habe gezeigt, dass es einen Zusammenhang gäbe zwischen „echten“ Ganztagsangeboten, dass heißt auch nachmittags unterrichtenden Schulen, und Lernerfolgen. Ebenso sei zur Umsetzung der Inklusion, also das Leben und Lernen für alle Kinder in der allgemeinen Schule als systemischer Ansatz, die Einstellung zusätzlicher Lehrer notwendig. Auch die erfolgreiche Arbeit des Außerschulischen Lernortes für Technik und Natur in Altengroden sei weiterzuentwickeln. Derzeit testeten hier jährlich über 2.500 Schüler aus der Region ihre Fähigkeiten und Neigungen in den Naturwissenschaften. Durch eine Regionalisierung könnte eine noch stärkere Verknüpfung mit der Arbeit der Schulen forciert werden. Generell sei es zukünftig notwendig, qualitativ hochwertige Bildungsangebote und individuelle Bildungschancen für möglichst viele zu schaffen
Den Ausführungen des Referenten schloss sich eine sehr rege Diskussion an. Die Mitglieder des Ortsvereines West der Wilhelmshavener SPD forderten die niedersächsische Landesregierung mit Nachdruck auf, mehr Lehrerstellen für Ganztagsschulen zur Verfügung zu stellen. Ebenso sollten zukünftig alle Kinder verpflichtend Kindertagesstätten besuchen. Das, so viele anwesende Mitglieder, erhöhte die Chancengleichheit im Bildungsbereich.
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