Biomassekraftwerk – Kritisches Nachfragen muss erlaubt sein

Der SPD – Ortsverein Wilhelmshaven West begrüßt ausdrücklich, dass die beiden Wilhelmshavener Kohlekraftwerke von Uniper und Onyx nach ihrer Stilllegung in 2022 und 2025 einer Nachnutzung unterzogen werden sollen, um so möglichst viele der derzeit gut 500 Arbeitsplätze zu erhalten. „Es ist gut“, so Ortsvereinsvorsitzender Karlheinz Föhlinger, „dass Uniper sein Kraftwerk nutzen möchte, um möglichst schnell mit grünem Strom grünen Wasserstoff als Energiequelle für die angedachte Eisenerz-Direktreduktionsanlage zur Herstellung von Eisenschwamm zu erzeugen. Beim bis dahin angedachten Einsatz von Flüssigerdgas ist unbedingt darauf zu achten, dass kein umweltschädlich produziertes und gefracktes Flüssigerdgas zum Einsatz kommt.“

Uniper – Kohlekraftwerk Wilhelmshaven

Begrüßenswert ist auch der Ausstieg aus der umweltbelastenden Kohleverstromung im 2015 ans Netz gegangenen Onyx-Kraftwerk. Es muss allerdings erlaubt sein, die zukünftig geplante Stromproduktion auf Biomassebasis in diesem Werk kritisch zu hinterfragen. Die unreflektierte öffentliche Nutzung der Vokabel ‚Biomasse‘ ist in diesem Zusammenhang wenig zielführend. So ist beispielsweise im Vorfeld der Errichtung eines Biomassekraftwerkes zu diskutieren und festzulegen, welche Biomasse zum Einsatz kommt und aus welchen Teilen dieser Welt sie stammt. Der SPD – Ortsverein Wilhelmshaven West lehnt den Einsatz von Biomasse aus Ländern ab, in denen der Abbau mit Monokulturen und Hunger verbunden ist und in denen die Abholzung ganzer Wälder, etwa des Regenwaldes, die Umwelt schädigt. Insbesondere darf auf Importholz aus diesen Ländern nicht zurückgegriffen werden, wenn der Holzpreis für deutsches Holz für den Kraftwerksbetreiber Onyx zu teuer wird. Die eingesetzte Biomasse muss sich CO2 – neutral verhalten und dem Klimaschutz dienen. Der Einsatz von heimischem Holz darf nicht den Intensivanbau schnell wachsender Monokulturen fördern und aufgrund des damit einhergehenden Flächenverbrauchs in Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau stehen. Erstrebenswert ist eine naturgemäße Waldwirtschaft. Es ist darauf zu achten, dass beim Verstromen von Altholz keine toxischen Zusatzstoffe in die Umwelt gelangen.

SPD – Ratsherr Detlef Schön: „Die Onyx Power Assets GmbH betreibt das 2015 errichtete Kraftwerk und gehört zur US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft Riverstone Holdings LLC. Bevor an diese Gesellschaft Steuergelder aus dem jetzt vom Bundestag verabschiedeten Gesetz zur Strukturstärkung ausgekehrt werden, ist vertraglich sicherzustellen, dass Onyx nur Biomasse nutzt, die mit den Zielen des Naturschutzes, des Boden- und Gewässerschutzes sowie der Luftreinhaltung vereinbar ist. Onyx hat nachzuweisen, dass der Anbau und die Entnahme von Biomasse die gesetzlich und politisch definierten Ziele des Naturschutzes nicht gefährden und in eine nachhaltige Landnutzung integriert werden.“

Onyx – Kohlekraftwerk Wilhelmshaven

Der SPD – Ortsverein Wilhelmshaven West hält es für sinnvoll, wenn die Kraftwerksbetreiber auf öffentlichen Informationsveranstaltungen ihre Umbauplanungen den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen. So könnten Fragen direkt gestellt und beantwortet und eine höchstmögliche Transparenz bei diesen wichtigen Vorhaben hergestellt werden.

1 Kommentar
  1. Martin
    Martin sagte:

    Wenn ich Herrn Föhlinger richtig verstanden habe, begrüßt der Ortsverein die Umstellung des Uniper-Kraftwerks von Kohle auf Erdgasbetrieb. Na – da hätten die Vorhabensträger für den Bau des LNG-Terminals an der Jade ja schon einen Abnehmer für ihren Brennstoff…
    Jedoch: Erst Abermillionen schwere und zudem klimaschädliche LNG-Investitionsruinen zu Lasten von Steuerzahlern und Abnehmern errichten und dann „möglichst schnell“ auf grünen Wasserstoff umsteigen?
    Wenn das „möglichst schnell“ gehen soll, dann müsste man energisch den Ausbau der Produktionskapazitäten von Erneuerbaren Energien aus Wind- und Sonne vorantreiben. Aber der ist im Gegenteil fast zum Stillstand gekommen…
    Und Wasserstoff in verflüssigter Form (LH2)aus Marokko importieren? Da stellt sich die Frage, ob ein LNG-Terminal sowie die Anschlüsse ans Erdgasnetz überhaupt für Zwischenlagerung, Regasifizierung und Transport von Wasserstoff geeignet wären…
    Im Übrigen müsste es doch klimaneutraler und zudem billiger sein, den Wüstenstrom per Kabelverbindung ins europäische Stromnetz einzuspeisen und daraus den Wasserstoff bedarfsgerecht vor Ort zu generieren…

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