Harald Seegatz: „Wir bringen uns in Wilhelmshaven bei der Realisierung der Energiewende ein und stellen das Gelände des ehemaligen Uniper-Kraftwerkes in Wilhelmshaven neu auf.“

Auf einer gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD – Ortsvereines Wilhelmshaven West begrüßte der Ortsvereinsvorsitzende und Ratsherr Detlef Schön als Referenten Harald Seegatz, Uniper-Konzernbetriebsratsvorsitzender. Er sprach zu dem Thema „Perspektiven bei Uniper im Rahmen der Energiewende, speziell im Wilhelmshavener Kraftwerk“.

 

Harald Seegatz

Positiv bewertet Harald Seegatz, dass seit dem 21. September 2022 feststeht, dass die Bundesrepublik Deutschland nunmehr hundertprozentige Eigentümerin des Uniper-Konzerns wird. Dadurch sei gewährleistet, dass es nicht nur für die weltweit rund 11.500 Beschäftigten weitergehe, sondern auch das Kerngeschäft von Uniper, der Gashandel und die Gasspeicherung, sichergestellt wird. Ohne diese Stabilisierung wäre die Energieversorgung in Deutschland akut gefährdet. Mit dieser Absicherung könne man sich nunmehr auch in Wilhelmshaven bei der Realisierung der Energiewende einbringen und das Gelände des ehemaligen Uniper-Kraftwerkes in Wilhelmshaven neu aufstellen.

Mit drei Großprojekten, so Seegatz, werde Uniper dazu beitragen, Wilhelmshaven zu einer zentralen deutschen Energie-Drehscheibe zu entwickeln. Beginnen werde man mit dem Bau eines LNG-Terminals, um flüssiges Erdgas aus weltweiten Quellen importieren zu können. Glücklicherweise habe es schon detaillierte Planungen gegeben, so dass eine Umsetzung zeitnah zum Winter 2022/23 erfolgen kann. Über dieses Terminal werden bis 2030 etwa 8 Prozent des deutschen Gasbedarfs abgedeckt, rund 7,5 Mrd. m³/a. Das flüssige Gas werde regasifiziert und in das deutsche Erdgasleitungsnetz eingespeist. Das Terminal solle perspektivisch auch grüne, klimaneutrale Gase anlanden und technisch umwandeln, die in anderen Ländern zu geringeren Kosten produziert werden können. Somit trage das Terminal als Doppelprojekt zum Aufbau der deutschen Wasserstoffwirtschaft bei (sog. H2-Readiness). Ein weiteres großes Projekt sei der zusätzliche Bau eines Ammoniak-Importterminals, um grünen Wasserstoff in Form von Ammoniak aus internationalen Quellen einführen zu können. Als Tiefwasserhafen lasse Wilhelmshaven die Anlandung großer Tankschiffe zu. Das importierte Ammoniak könne auf Tankzüge verladen und per Schiene zu Kunden in ganz Deutschland transportiert werden. Ergänzt werde das Importterminal durch eine innovative Cracking-Anlage. Hier könne der Ammoniak in Stickstoff und Wasserstoff zerlegt werden. Per Pipeline werde man die Produkte zum Kunden bringen. Die geplante Inbetriebnahme des Ammoniakimportterminal sei für 2028, die Inbetriebnahme des Ammoniak-Crackers für 2029 geplant. Das dritte Großprojekt sei die Errichtung einer Großelektrolyse auf dem Gelände des jetzigen Uniper-Kohlekraftwerkes im Gigawatt-Maßstab. Mit Hilfe von Offshore- und Onshore-Windenergie, aber auch Photovoltaik- und importiertem grünen Strom wird Wasser gespalten und grüner, nachhaltiger und umweltfreundlicher Wasserstoff erzeugt. Dieser Wasserstoff kann entweder in den Kavernenanlagen in Etzel zwischengelagert oder direkt an Kunden in Niedersachsen, etwa an die Stahlindustrie wie die Salzgitter AG, und perspektivisch an Kunden in ganz Deutschland geliefert werden. Die Inbetriebnahme dieser Anlage ist für 2027 geplant.

 

Harald Seegatz

Das ehemalige Kohlekraftwerk werde auch ein Standort für neue Industrien. So werde hier beispielsweise die Papier- und Kartonfabrik Varel produzieren und die Abwärme aus den Elektrolysen und die bestehende Infrastruktur des Kraftwerkes nutzen. Andere Industrien könnten das Nebenprodukt Sauerstoff aus dem Elektrolyseprozess verwerten oder gemeinsam eine neue Strom- und Erdgasversorgung nutzen.

Das Ziel ist, dass Deutschland mittels grünen Wasserstoffs und anderer grüner Energieträger die Energieversorgung sichert und autark agieren kann. Die geplanten Aktivitäten Unipers in Wilhelmshaven sei mit der Schaffung vieler Arbeitsplätze verbunden, so Harald Seegatz. Um für die Zeit ab 2027 genügend qualifiziertes Personal zu haben, werde man das Ausbildungszentrum auf dem Uniper-Werksgelände weiterführen und Facharbeiter ausbilden. So bleibe bis zum Einstieg in die Wasserstoffproduktion auch weitere Beschäftigung im ehemaligen Kraftwerk erhalten.

Den Ausführungen des Referenten schloss sich eine engagierte Diskussion an. Wilhelmshaven könne sich zur nationalen Energiedrehscheibe entwickeln. Daraus würden sich viele neue Chancen für die Stadt Wilhelmshaven ergeben, so die anwesenden SPD-Mitglieder. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Detlef Schön: „Wir müssen alles daransetzen, dass möglichst viel Wertschöpfung in Wilhelmshaven stattfindet und somit auch viele neue Arbeitsplätze entstehen. Das braucht unsere Stadt.“

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert