Verantwortungsgemeinschaft für Kinder, Jugendliche und Familien
Carsten Feist zu Gast beim OV West
Die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen ist als politisches Handlungsfeld nach wie vor hoch aktuell, so Carsten Feist, Leiter des hiesigen Jugendamtes, beim Ortsverein SPD Wilhelmshaven West. Kinder, Jugendliche und ihre Familien benötigen heute mehr denn je die Hilfe der Gesellschaft und damit des Jugendamtes. Steigende Kosten für die Kommune sind die Folge. Im Jahre 2010 betrug das Gesamtvolumen des Haushaltes im Jugendamt mehr als 26 Millionen Euro. Allein die Hilfen zur Erziehung seien seit 2007 um nahezu ein Drittel gestiegen. Viele Aufgaben, so Feist, seien fremdgesteuert. Das heißt: Aufgaben, die von Land und Bund gesetzlich beschlossen werden, müssen von den Kommunen umgesetzt und finanziert werden.
Sorge bereite dem Jugendamt die aktuelle Situation in Wilhelmshaven. Immer mehr Hilfen zur Heimerziehung, die Kosten pro Kind und Monat von durchschnittlich 4100 Euro verursachen, sind notwendig geworden, da es u.a. bedingt durch den demographischen Wandel immer weniger Pflegefamilien gibt.
Ca. 4.500 Wilhelmshavener Kinder von 0 bis 18 Jahren leben in Haushalten, die Sozialleistungen (ALG II oder Wohngeld) beziehen. Durch den hohen Wohnungsleerstand in der Stadt hat Wilhelmshaven eine hohe Zuzugsattraktivität hilfebedürftiger Familien, die für kommunale Präventionsangebote durch ihren Status als Zuziehende nicht erreichbar sind, gleichzeitig aber sehr hohe Jugendhilfekosten in die Stadt mitbringen.
Auch andere Kriterien wie die steigende Zahl der Kinder mit Förderschulbedarf, die überdurchschnittliche hohe Scheidungsquote und der steigende Anteil von Personen mit psychischen Auffälligkeiten verstärken die Herausforderungen für das Jugendamt.
Es gibt also viel zu tun. Das Jugendamt und die Schulen stehen insofern hinsichtlich ihres Bildungs- und Erziehungsauftrages in einer Verantwortungsgemeinschaft. Die Zusammenarbeit, so Feist, zwischen Schulen und Jugendamt gestalte sich in den letzten Jahren wesentlich besser.
Die Schulsozialarbeit, wozu unter anderem die Hausaufgabenhilfe, Einzelfallhilfen und soziales Training gehören, hat sich ebenfalls verbessert. An sieben Grundschulen sind insgesamt vier kommunale Schulsozialarbeiter tätig. Projekte wie „Schüler helfen Schülern“ und die Umsetzung von „SUSI“ (Systemische Unterstützung schulischer Integration) müssen oft die fehlende Mitarbeit der Eltern auffangen. „Schulen sollen ganzheitliche Bildungsangebote vermitteln und nicht nur zur Wissensbildung dienen“ – Dieses Ziel rückt verstärkt in den Fokus. Die Vision und gleichzeitig Ratsauftrag „Jeder junge Mensch verlässt die Schule mit einem qualifizierten Abschluss“ wird sehr ernst genommen, denn ein guter Schulabschluss ist schließlich die wichtigste Voraussetzung für eine positive Zukunft der jungen Menschen. Ideal in diesem Zusammenhang wären flächendeckende und verbindliche Ganztagesangebote mit pädagogischemFachpersonal. Aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten von Kommunen und Land sowie aufgrund der Kostenfrage lassen sich solche Projekte nicht immer schnell verwirklichen.
Stadtteilmäßig verteilt sich die Arbeit des Jugendamtes unterschiedlich. Während zum Beispiel auf Siebethsburg nur wenige Familien Erziehungshilfe benötigen, werden 18 Prozent aller Erziehungshilfen im Stadtteil West (Neuende, Schaar, Aldenburg, Maadebogen und Langewerth) benötigt, obwohl dort nur 14 Prozent der Einwohner leben. Der OV West unter Leitung von Karlheinz Föhlinger wird sich daher weiterhin dafür stark machen, das Sozialraumkonzept der Stadt, das bereits im Süden, Norden und Osten der Stadt greift, auch in West umgesetzt wird. „Prävention im Jugendbereich ist immer besser und günstiger als teure Hilfen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.“
Prävention kann übrigens nicht früh genug beginnen. Um den Auftrag der Regierung zur Kinderbetreuung unter drei Jahren umzusetzen, investierte das Jugendamt viel Zeit und Geld in den Ausbau der Krippen und die qualifizierte Ausbildung von Tagesmüttern. Aufgrund der flexiblen Arbeitszeiten ist immer öfter eine Rundumbetreuung der Kinder von berufstätigen Müttern notwendig, die aufgrund der außergewöhnlichen Betreuungszeiten so nur von Tagesmüttern und nicht von anderen Einrichtungen zur Kinderbetreuung geleistet werden kann.
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