Was Strom in Zukunft kosten wird

Energiewende war Thema einer Veranstaltung im Bürgerhaus Schortens. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Karin Evers-Meyer hatte dazu eingeladen. Sie hatte diverse Fachleute versammelt.

Die Energiewende wird zur historischen Aufgabe unseres Zeitalters. Nur der Volkswirtschaft, der eine nachhaltige Versorgung mit erneuerbaren Energien in Form von Strom, Wärme und Mobilität gelingt, gehört die Zukunft. Das Problem: Über die Energiewende wird weltweit geredet, doch sie findet nicht statt und droht an vielfältigen Interessen zu scheitern.

Was uns der Strom von morgen kostet, wurde in einer Diskussionsveranstaltung, zu der die SPD-Bundestagsabgeordnete Karin Evers-Meyer hochkarätige Fachleute aufbot, vor mehr als 80 Zuhörern im Bürgerhaus gefragt. Die Antwort: Für den privaten Kunden mehr als heute; denn die Energiewende hat ihren Preis und die Wirtschaft wird weiter billigen Strom erhalten, damit Industriebetriebe nicht in andere Länder abwandern. Paradox, dass der Strom an der Börse aktuell nur 3,892 Cent/Watt kostet, Deutschland 2012 per Exportüberschuss an Strom 1,4 Milliarden Euro verdiente, ihn zeitweilig sogar an andere Länder verschenkte, wir aber 28,9 Cent/Watt bezahlen müssen. Eine Ursache des Missverhältnisses ist, dass Strom bislang noch nicht speicherbar ist.

Als hervorragender Kenner der Materie erwies sich Michael Müller. Der Parlamentarische Staatssekretär a. D. und Bundesvorsitzende der Natur- Freunde Deutschlands schilderte das Trilemma des Wachstums, nämlich die Verdoppelung der Erdbevölkerung bei gleichzeitiger Verdreifachung des Energieverbrauchs und vierfacher CO2- Freisetzung zu Lasten des Klimas. Wegen des Anstiegs der Treibhausgase in der Atmosphäre sei die Erderwärmung um zwei Grad nicht mehr zu verhindern. „Von 660 Gletschern bleiben 100 und in Deutschland von 27 einer übrig. Der Anteil der Wüsten steigt weltweit von 43 auf 65 Prozent der Erde an. Wir wissen es, halten die Entwicklung aber nicht auf“, sagte er. Die Ölförderung sei seit 2008 rückläufig und andere fossile Brennstoffe begrenzt; doch die Mobilität steige weiter.

Clemens Lüke vom Oldenburger Energiecluster nannte einzelne Anteile des Strompreises. Der werde wohl noch steigen; doch man solle die Kosten nicht auf spätere Generationen abwälzen, empfahl er. Der Nordwesten habe bei der Stromerzeugung seine Zielmarke erreicht.

Dr. Peter Prinz, Ineos-Geschäftsführer aus Wilhelmshaven, forderte, die Energiewende wirtschaftlich und sozialverträglich anzugehen. Bezogen auf seine Firma sagte er: „Aktuell wachsen wir, um im weltweiten Wettbewerb zu bestehen und die Arbeitsplätze von 360 Mitarbeitern zu sichern. Ineos Vinyls Deutschland verbrauche zur Kunststoffproduktion in Wilhelmshaven eine Strommenge wie 160 000 Single-Haushalte.

Niedersachsen liefere ein Viertel der Deutschen Windenergie. Inzwischen würden aber südliche Bundesländer, in denen weniger Wind weht, ebenfalls Flächen für Windräder ausweisen, fügte Dr. Ruth Brand-Schock als Geschäftsführerin der Enercon GmbH hinzu. Offshore-Windenergie koste etwa doppelt soviel wie die von Windrädern an Land. Leider fehle ein Gesamtkonzept für die Energiewende, bemängelte Timo Poppe von der EWE. Zu weniger Stromverbrauch forderte Bernd Hoinke von der Gemeindeverwaltung Zetel auf.

„Unser Strom ist noch bezahlbar“, sagte Karin Evers- Meyer abschließend. Sie befürchte, Schwarz-Gelb könne nach den Bundestagswahlen erneut auf Atomkraft setzen.

© Wilhelmshavener Zeitung vom 10. Mai 2013
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